November 2006, Andrea
( Bericht für die VHS Heidenheim)
Am 05.11.2006 begann unsere Reise, die uns zu Fuß von Douz nach Khsar Ghilane führen sollte, mit einem zwei Stunden Flug von Nürnberg in eine andere Welt. Das hektische Treiben am Flughafen schürte das mulmige Gefühl im Bauch noch ein wenig mehr, da wir alle nicht so genau wussten worauf wir uns eigentlich eingelassen hatten. Wir fragten uns ob der Aufenthalt auf einer Wellnessfarm für uns Frauen nicht doch „typgerechter“ gewesen wäre. Doch wir sollten in der kommenden Woche mit so viel Wellness übergossen werden, wie wir es uns nicht erträumt hätten.
Schon als wir aus dem Flugzeug ausstiegen wehte uns milde Luft ins Gesicht, der Mond begleitete und ans Terminal und die Luft roch „anders“!
In der Menschenschlange an der Passabfertigung fragten wir uns, wie wir wohl in einer Woche aussehen würden und ob das mit dem „nicht Duschen“ wohl das gelbe vom Ei sei.
Die Wüstentaxis erwarteten uns schon und ruck Zuck war unser Gepäck auf einem der Pic Ups verstaut. Nach einem kleinen Kit Kat Snack fuhren wir nach Matamata um uns die Höhlendörfer anzuschauen.
Die Gastfreundlichkeit der Menschen ist unbeschreiblich- wir wurden in einem der Höhlenwohnungen prompt auf frischen Tee und Wüstenbrot mit Honig eingeladen- köstlich! Ein Rundgang gab uns Einblicke in das bescheidene Leben der Menschen dort. Wir waren uns sicher das niemand einen Staubsauger nach unserem Besuch aus der Ecke ziehen würde- schöne Vorstellung!
Weiter ging es nach Douz, wir gönnten uns ein kleines Nickerchen im Hoppeljeep und freuten uns schon auf den Souk in Douz. Frische Datteln, Weißbrot und Tee in einem der Straßencafes rundeten den Nachmittag in der Wüstenstadt ab, bevor wir dann endlich Richtung Camp aufbrachen.
Nach einer rasanten Jeepfahrt über die sandverwehte Piste erreichten wir nach einer Stunde Fahrt unser Camp. Wir wurden schon freudig erwartet, dennoch standen wir am Anfang umeinander wie Hühner die nicht wissen wo sie Ihre Eier legen sollten. Die Nomaden, die Kamele und das Beduinenzelt machten doch einen ganz fremden Eindruck auf uns und wir hatten doch eine gewisse Hemmschwelle und Berührungsängste zu überwinden.
Später als die Sonne unterging und wir uns gemütlich am Lagerfeuer zusammensetzten, noch ein zwei Datteln aßen und unsere Hüften zur Trommelmusik schwangen, versprach dieser Trip ein unvergessliches Erlebnis zu werden.
Die ganze Tour zu dokumentieren würde den Rahmen sprengen, deshalb möchte ich zusammenfassend einzelne Eindrücke schildern die mir und unserer Truppe wohl am besten in Erinnerung bleiben werden:
Die Wüste ist eine Oase der Ruhe- eine Wohltat für unsere gestressten Ohren und Augen. Die Menschen und Tiere die mit der Wüste leben strahlen diese Ruhe und
Gelassenheit aus, was es so angenehm macht Zeit mit Ihnen zu verbringen. Sie lehren uns wieder etwas mehr in den Tag hinein zu leben, die Gedanken baumeln zu lassen und uns der schönen Dinge bewusst zu werden die sich in unserer Natur abspielen. Wann haben wir zum letzten Mal in den Sternenhimmel geschaut, den Sonnenaufgang genossen, einen Sonnenuntergang bewusst mit seinem prächtigen Farbenspiel wahrgenommen!? Dinge die auch vor unserer Haustür zu finden sind, aber leider in Vergessenheit geraten.
Sich mit Freunden unterhalten, lachen, singen, gemeinsam Essen ohne Zeitdruck, Tee trinken oder den Blick einfach in die Ferne schweifen lassen, dass hat diese Reise so wertvoll gemacht!
Der Fußmarsch durch die Dünen der Sahara hatte fast schon etwas meditatives. Man trottet so vor sich her und da wir eh nicht wussten wo wir uns befanden, legten wir die ganze Verantwortung in die Hände unserer Begleiter- ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern wann ich sämtlich Verantwortung von mir geschoben habe- ein absolut befreiendes Gefühl!
Die Nächte waren klar und im 1000 Sterne Hotel schlief es sich fantastisch!
Die Woche verging sehr langsam, meine Uhr habe ich bewusst daheim gelassen und das war eine gute Idee! Ich könnte nicht sagen das dieser Urlaub Erholungstechnisch noch zu toppen ist, Wellness pur- eben ein Trip für die andere Gesundheit!
Es ist nicht einfach alle Eindrücke auf Papier zu bringen, man muss die Wüste selbst erleben.
Die Nomaden sagen- wer die Wüste nicht kennt und Ihren Atem nie gespürt hat,
wird ein Leben lang erfüllt sein von Sehnsucht.
Denn nur hier, wo Allah alles Überflüssige entfernt hat,
findet ein Mensch die Unendlichkeit.