VHS-Reise führte nach Südtunesien


Bericht in der Heidenheimer Zeitung

Die VHS Heidenheim hatte in ihrem Herbst-Programm eine ungewöhnliche Reise angeboten, die in das Gebiet des Erg Oriental in der tunesischen Sahara führte. Initiator und Organisator der Fahrt war der Heidenheimer Stadtrat und Wüstenkenner Ulrich Grath.

Bei einem ersten Informationsabend wurden die Teilnehmer auf das Wüstenabenteuer eingestimmt, das ihnen eine Woche Nomadenleben ohne den gewohnten Komfort bescherte. Dabei hatten sie auf viele uns selbstverständlichen Dinge wie Tisch und Stühle, Betten, Dusche, Elektrizität und fließend Wasser zu verzichten. Auch Einschränkungen im Hygienebereich wurden angekündigt. Der Respekt vor dem Wasser verbietet die tägliche Dusche.

Das Abenteuer begann nach einem Flug auf die Insel Djerba mit einer dreistündigen Landrover-Fahrt in Richtung Westen in die Nähe der Oase Douz, wo die Reisegruppe am späten Abend in einem Wüsten-Camp zu ihrer ersten Nacht unter freiem Himmel erwartet wurde. Gemeinsam mit vier heute noch im traditionellen Nomadenleben verwurzelten Beduinen und 15 Kamelen starteten die Teilnehmer am anderen Morgen in Richtung Wüste.

Die nächsten Tage brachten sie in Kontakt mit einer ausgesprochen kargen und genügsamen, aber dennoch faszinierenden Lebensweise, die die in unseren Alltag vorherrschenden Dinge sowie Zeitdruck und Stress nicht kennt. Der Tagesablauf wurde von den Grundbedürfnissen der Menschen und der Tiere bestimmt. Bereits am frühen Morgen hieß es, Brot backen und Tee kochen, damit die Gruppe gut versorgt zur nächsten Etappe aufbrechen konnte. Die Reiseteilnehmer konnten wählen zwischen dem einmaligen Erlebnis auf dem Dromedar zu reiten oder zu Fuß die Sahara zu erleben. Doch zuvor mussten die Kamele zusammengetrieben und beladen werden, was jeden Morgen ein anstrengendes und abenteuerliches Vorhaben war. Nach traditioneller Weise wurden sämtliche während der Tour benötigten Wasservorräte und Lebensmittel mitgeführt, daneben das Beduinenzelt, der Kochtopf für den abendlichen Cous-cous, das Hauptgericht der Nomaden in Tunesien, sowie der Teekessel für die Gäste. Darüber hinaus hatten die Dromedare auch Zusatzfutter und natürlich das persönliche Reisegepäck der Wüstenfahrer zu tragen.

War das Lager abgebrochen und das Gepäck verstaut, setzte sich die Karawane in Bewegung. Abseits jeder menschlichen Ansiedlung führten die Beduinen die Gruppe zunächst durch eine noch relativ dicht bewachsene Steinwüste in Richtung der großen Sanddünen, die am dritten Tag erreicht wurden. Den Reiseteilnehmern wurde ein Naturerlebnis beschert, das keine Beschreibung vermitteln kann.

Sie erlebten während der sechstägigen Tour eine überaus eindrucksvolle Dünenlandschaft, die in ihren Formen durch den Wind geprägt wird und durch ständige Bewegung und Ausdehnung alle Vegetation unter sich begräbt. Sie erlebten aber auch die Weite der Wüste, die Einsamkeit und die fast körperlich spürbare Stille abseits jeder Zivilisation.

Nach einer täglich etwa dreistündigen Wanderung wurde gemeinsam das nächste Lager errichtet und die Gruppe mit einem schmackhaften Essen versorgt, das vor allem aus frisch gebackenem Brot und Salat bestand. Dann galt es, auch für die Reiseteilnehmer, genügend Holz für das Lagerfeuer zu sammeln, das nicht nur zur Zubereitung des abendlichen Cous-cous entfacht wurde, sondern das auch über Stunden für Wärme beim gemütlichen Zusammensitzen sorgte, denn die Temperaturen fielen nachts auch schon mal auf den Gefrierpunkt.

Nach sechs Tagen erreichten die Wüstenfahrer die Oase Ksar Ghilane, wo das Wüstenabenteuer beim Baden in einer Thermalquelle zu Ende ging. Geblieben ist die Erinnerung an grandiose Wüstenbilder, liebenswerte Beduinen und ihre einfache Lebensweise, die durch die Natur bestimmt wird. Geblieben ist auch die Erinnerung an eine Woche Kameradschaft, die auf dieser nicht alltäglichen Reise entstanden ist.

November 2004, Irma

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